14.12.2023

Tipps und Informationen Nr. 11/2023

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Aus DSW und IBS

DZHW/DSW: Bericht „Studieren mit Beeinträchtigungen - best3“ veröffentlicht

Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hat die Daten der Studierendenbefragung aus dem Sommersemester 2021 zum Thema „Studieren mit studienerschwerenden Beeinträchtigungen“ ausgewertet. Nach 2011 und 2017 wurden zum dritten Mal die Belange von Studierenden mit Behinderungen und chronischen Krankheiten bundesweit in den Blick genommen. 16% haben angegeben, dass sich ihr Studium aufgrund von einer oder mehrerer Beeinträchtigungen erschwert. Gefragt wurde nach Barrieren im Studium und der Wirksamkeit angemessener Vorkehrungen, nach der finanziellen Situation und nach Diskriminierungserfahrungen. Ausgewertet wurden die Daten – wo möglich – im Vergleich zu Studierenden ohne studienerschwerende Beeinträchtigungen. Die nun vorliegenden Ergebnisse machen deutlich, dass noch immer vielfältige Barrieren das Studium erschweren. Folge: Finanzierungssorgen und Gedanken zu Studienabbruch beschäftigen Studierende mit Beeinträchtigungen deutlich häufiger als andere. Der Anteil der Studierenden mit psychischen Belastungen und Erkrankungen hat weiter zugenommen. Die Studie „best3“ ist (ausschließlich) online abrufbar.

DSW/IBS: „Evaluation der Informations-, Beratungs- und Servicestellen
beim Deutschen Studentenwerk“

2021/22 wurde die IBS im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit den DSW-Servicestellen "Interkulturelle Kompetenz" (SIK) und "Familienfreundliches Studium" (SFS) evaluiert. Der Bericht des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik analysiert die Tätigkeitsfelder und die Wirksamkeit der drei Beratungs- und Servicestellen und zeigt Weiterentwicklungspotenziale auf. Begleitet wurden die Forscher*innen des Instituts durch ein Expert*innen-Gremium, bestehend aus 31 Vertreter*innen aus Wissenschaft, Praxis, Politik und Interessenvertretungen der studentischen Zielgruppen. Die sehr hohe Wertschätzung der Arbeit der IBS, der SIK und SFS, die der Bericht dokumentiert, hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Weiterförderung durch das BMBF für die nächsten vier Jahre gesichert werden konnte.

IBS: Dokumentation der IBS-Fachtagung 2023 online

Die IBS veranstaltete am 8./9. November 2023 ihre diesjährige Fachtagung zum Thema "Studieren mit psychischen Erkrankungen: Aktuelle Befunde und Handlungsbedarfe auf dem Weg zu einer inklusiven Hochschule". Die Präsentationen der Referent*innen sind jetzt online verfügbar – wie auch die Ergebnisse des begleitenden Graphic Recording.

Für die Beratungspraxis

Bundesverfassungsgericht: Vermerk zum vorab vereinbarten Notenschutz im Abiturzeugnis grundsätzlich rechtmäßig

Am 22.11.2023 entschied das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe über die Verfassungsbeschwerden von drei ehemaligen Abiturienten aus Bayern. Diese wendeten sich gegen die Zulässigkeit eines in das Abiturzeugnis aufgenommenen Vermerks, der auf die Nicht-Benotung der Rechtschreibleistungen hinweist. Die Beschwerdeführer sahen darin eine Diskriminierung, die gegen das Grundgesetz verstößt. Die Richter stellten zwar fest, dass Menschen mit Behinderung – als solche wurde die Legasthenie vom Gericht ausdrücklich anerkannt – nicht benachteiligt werden dürften. Den Notenschutz-Vermerk im Abiturzeugnis hielten die Ver­fas­sungs­rich­ter*in­nen dennoch grundsätzlich für zulässig, sogar für „geboten“, um Chancengleichheit beim Zugang zu Ausbildung und Beruf zu sichern. Der Vermerk in den Abiturzeugnissen der drei Kläger muss trotzdem entfernt werden. Das Gericht befand, dass die Kläger im Vergleich zu Abiturient*innen mit anderen Beeinträchtigungen, deren Rechtschreibleistungen in der gymnasialen Oberstufe ebenfalls nicht gewertet wurden, diskriminiert worden seien. Bis 2010 erhielten nur Abiturient*innen mit Legasthenie einen entsprechenden Zeugnisvermerk in Bayern. Die Kriterien müssten aber für alle gleich sein. Das Gericht war im Übrigen überzeugt davon, dass die Wertung der Rechtschreibkompetenz in Deutsch und Fremdsprachen als “notwendiger Bestandteil der durch das Abitur vermittelten allgemeinen Hochschulreife“ wie auch die Ermöglichung des Notenschutzes (mit Zeugnisvermerk im Abiturzeugnis) bei Legasthenie nicht zu beanstanden seien. In der ausführlichen Begründung wird auch auf den Unterschied von Maßnahmen des Prüfungsnachteilsausgleichs (ohne Zeugnisvermerk) und zum Notenschutz (mit Zeugnisvermerk) eingegangen. Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie begrüßte die Entscheidung grundsätzlich als wichtigen Schritt zur mentalen Entlastung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Legasthenie und als Unterstützung junger Erwachsener mit anderen nicht-sichtbaren Beeinträchtigungen im Kampf um chancengleiche Bildungschancen.

EuGH: Keine Altersdiskriminierung, wenn Menschen mit Behinderungen gezielt nach Assistent*innen in ihrem Alter suchen

Menschen mit Behinderungen dürfen die Suche nach einer Assistenz auf ihre Altersgruppe beschränken. Dies stelle keine rechtswidrige Altersdiskriminierung dar, entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) auf ein Vorabentscheidungsersuchen des Bundesarbeitsgerichts (BAG) in seinem Urteil vom 07.12.2023 (Az. C-518/22). Der EuGH betonte, das deutsche Recht schreibe vor, den individuellen Wünschen von Menschen mit Behinderungen bei der Erbringung von Leistungen der persönlichen Assistenz zu entsprechen. Deshalb sei im Sinne der Stärkung des Selbstbestimmungsrechts dafür zu sorgen, dass sie allein darüber entscheiden können, wie, wo und mit wem sie leben wollen. Die sich aus der Beschränkung der Bewerber*innen auf eine gewisse Altersgruppe ergebende Ungleichbehandlung sei daher gerechtfertigt. Geklagt hatte eine ungefähr 50 Jahre alte Frau, die sich vergeblich um eine Assistenztätigkeit bei einer 28-jährigen Studentin beworben hatte.

Aus Hochschulen und Studierendenwerken

THM/BLiZ: Erfolgreiches Engagement für ein barrierefreies Auslandsstudium – Teilnahme an „Diversity Abroad Conference“ in Chicago

Das Zentrum für blinde und schwerbehinderte Studierende (BliZ) der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hat die Einladung zur „Diversity Abroad Conference“ in Chicago genutzt, um ihre Erfahrungen zum internationalen Austausch von Studierenden mit Behinderungen/chronischen Erkrankungen vorzustellen. Durch zahlreiche Austausch- und Forschungskooperationen gelingt es der THM nach eigenen Angaben, jährlich etwa 20 Studierenden mit Beeinträchtigungen ein Semester im Ausland zu ermöglichen. Im Gegenzug nutzen beeinträchtigte Studierende aus dem Ausland, unterstützt durch das BliZ, die englischsprachigen Studienangeboten der THM. Eine vom BliZ entwickelte Checkliste, die Erwartungen, Zuständigkeiten und Rahmenbedingungen für den Austausch der Studierenden mit Behinderungen klar definiert, fördert die gelingende Zusammenarbeit der Hochschulen. Universitäten aus den USA und Kanada bekundeten ihr Interesse an einer Kooperation mit der THM und dem BliZ. Eine Fortsetzung der Kooperation mit dem DAAD ist in Planung.

TU Chemnitz: Prof. Bertolt Meyer ist „Hochschullehrer des Jahres“

Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat den Preis „Hochschullehrer des Jahres“ dieses Jahr an Professor Dr. Bertolt Meyer vergeben, Lehrstuhlinhaber für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie und Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Hybrid Societies“ an der TU Chemnitz. Bertolt Meyer wird gewürdigt als Vorbild, Vorkämpfer und Botschafter für eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung. „Mit seinem außergewöhnlichen und breitgefächerten Engagement für mehr Vielfalt steigert er das Ansehen der Wissenschaft in Deutschland und lässt den Berufsstand der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer auch außerhalb des akademischen Umfelds in einem positiven Licht erscheinen.“ so Lambert Koch, der Präsident des DHV. Bertolt Meyers Forschungsfelder und Lebensgeschichte sind eng miteinander verwoben. Wissenschaftlich befasst er sich unter anderem mit der „Verschmelzung von Mensch und Technik“. Er selbst ist ohne linken Unterarm auf die Welt gekommen, trägt eine bionische Prothese und hat mitgeholfen, ein High-End-Kunstglied für sein Hobby als DJ zu entwickeln.

Hochschule Kaiserslautern: Erstmalig Stipendien an Studienanfänger*innen mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung, mit Migrationserfahrung und aus Nicht-Akademikerfamilien

Bei der Vergabe der Stipendien der Hochschule Kaiserslautern am 30. November konnten in diesem Jahr zusammen 64 Stipendien überreicht werden. Erstmalig konnten infolge erweiterter Vergabekriterien auch sechs Stipendien an Studienanfänger*innen in besonderen Lebenslagen vergeben werden. Ausgewählt wurden Student*innen mit Behinderung/chronischer Erkrankung, mit Migrationserfahrung und aus Nicht-Akademikerfamilien.

Uni Jena: Symposium „Studieren mit Neurodivergenz“ – Dokumentation online

In Kooperation mit Selbsthilfegruppen u.a. veranstaltete die Universität Jena am 20. November 2023 ein Symposium zum Thema „Studieren mit Neurodivergenz“, zu dem insbesondere Lehrende, Verwaltungsmitarbeitende der Hochschulen, Studierende mit und ohne Neurodivergenz (z.B. LRS, AD(H)S, Autismus, Dyskalkulie, Tourette, Dyspraxie, Epilepsie, Zwangsstörungen etc.) und Angehörige eingeladen waren. Ziel war es, verschiedene Perspektiven in einem Thementag sichtbar zu machen, für spezifische Belange zu sensibilisieren und Akteur*innen zu vernetzen. Ausgewählte Vortragsfolien stehen jetzt Interessierten zum Download zur Verfügung (direkt im Programm verlinkt).

Aus Verbänden, Interessengemeinschaften und der Selbsthilfe

Die Neue Norm: BR-podcast zum Thema „Bildsprache: So macht man schöne und klischeefreie Fotos zu Behinderung“

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Gerade weil Bilder so mächtig sein können, ist es wichtig, dass sie klischee- und diskriminierungsfrei sind.“ Wie das in Bezug auf Behinderung funktioniert, besprechen Karina Sturm, Jonas Karpa und Raúl Krauthausen in der Folge „Bildsprache“ des Bayern2 Podcasts mit dem Fotografen Andi Weiland. Dabei geht es um Perspektiven (auch die der Kamera), die Bedeutung von Hilfsmitteln (insbesondere in der Wahrnehmung von Dritten), um Stereotype im Mediengeschäft, aber auch um die Schwierigkeiten, nicht-wahrnehmbare Beeinträchtigungen und Erkrankungen sichtbar zu machen. Der erfahrene Fotograf Andi Weiland gibt Praxistipps.

dvbs/agnes@work: „Barrierefreies Arbeiten und Weiterbilden für Menschen mit Seheinschränkung“ – Kostenfreies E-Learning-Angebot

Die kostenfreien E-Learning-Angebote vermitteln Kenntnisse über die Beschäftigung und Weiterbildung von Menschen mit Seheinschränkung. Sie wenden sich besonders an Personalverantwortliche in Unternehmen, Beratungsfachkräfte, Bildungsanbieter und andere Unterstützungsakteure von Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, können aber auch im Hochschulkontext hilfreich sein. Das Kursangebot gliedert sich in sieben Teile und ist bei freier Zeiteinteilung nutzbar.

dvbs/agnes@work: „Barrierefreie PDFs: PDFs prüfen, korrigieren und optimieren“ – eine Anleitung in 7 Arbeitsschritten

Die Handreichung „Barrierefreie PDFs“ unterstützt bei der Erstellung barrierefreier PDF-Dokumente mit Adobe Acrobat. Zahlreiche Grafiken und Praxisbeispiele veranschaulichen die Darstellung der einzelnen Arbeitsschritte. Zu jedem dieser Schritte liefert die Handreichung ausführliche Anleitungen zum Prüfen, Ergänzen und Korrigieren. Abgerundet wird dies durch die wichtigsten PDF-Tags. Jedes PDF-Tag wird durch ein Merkblatt mit Informationen zu dessen Aufbau und Verwendung ergänzt.

DVfR: Kongress „Rehabilitation und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen“ am 12./13.09.2023 – Veranstaltungsdokumentation jetzt online

Der Jahreskongress der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) hatte das Thema „Rehabilitation und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen – Personenzentrierung und Recovery-Orientierung“. Über 50 Expert*innen brachten mit Vorträgen, in Podiumsdiskussionen und in zehn vertiefenden Workshops ihre Expertise und Praxiserfahrungen ein. Im Workshop 2 beschäftigten sich die Teilnehmenden mit dem Thema „Inklusive Hochschule für Studierende mit psychischer Behinderung/Erkrankung“. Die Dokumentation des Kongresses ist jetzt online.

Aus Bund und Ländern

BMAS: Soziales Entschädigungsrecht als SGB XIV ab 1. Januar 2024 in Kraft

Durch das Inkrafttreten des neu geschaffenen SGB XIV am 1. Januar 2024 soll das Soziale Entschädigungsrecht (SER) transparent und klarer strukturiert werden. Davon profitieren Impfgeschädigte, Zivildienstgeschädigte und Weltkriegsopfer, vor allem aber Opfer von Gewalt und Terror. Die Neugestaltung war auch Anlass, Leistungen zu erhöhen, den Kreis der Leistungsberechtigten zu erweitern und Voraussetzungen für schnellere und zielgenauere Auszahlungen zu schaffen. Deutliche Verbesserungen werden für Opfer psychischer Gewalt und sexuellen Missbrauchs erwartet, die von schnellen Hilfen und Behandlungen in Trauma-Ambulanzen profitieren sollen. Eine neue Regelung zur Beweiserleichterung bei der Kausalitätsprüfung psychischer Erkrankungen kommt besonders Opfern sexueller oder psychischer Gewalt zugute. Grundsätzlich unterfallen alle Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, unabhängig vom Alter der Betroffenen, dem überarbeiteten Gewaltbegriff, der Voraussetzung für den Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XIV ist.

Aus Wissenschaft und Forschung

Uni Hildesheim + Uni Frankfurt: Studie JuCo IV „Der Einfluss der Corona-Pandemie auf das Wohlbefinden junger Menschen. Trends und anhaltende Auswirkungen“

Auch wenn die Corona-Pandemie im April 2023 für beendet erklärt wurde, hat sie bei jungen Menschen Spuren hinterlassen. Erkenntnisse hierzu liefert die vierte JuCo-Studie des Forschungsverbundes „Kindheit-Jugend-Familie in der Corona-Zeit“. Die Forscher*innen sind in der aktuellen Untersuchung insbesondere der Frage nachgegangen, welche – sichtbaren und bisher ggf. auch noch unsichtbaren – Pandemie-Folgen sich für junge Menschen zeigen. Anhand der bisherigen vier JuCo-Studien wird nachgezeichnet, wie sich das Wohlbefinden junger Menschen im Zeitverlauf zwischen April 2020 und Februar 2023 verändert hat. Der vorliegende Bericht zur JuCo IV-Studie konzentriert sich damit erstmalig auf ausgewählte Trends, die das Erleben junger Menschen im Verlauf der Pandemie aufzeigen und legt zudem Erkenntnisse zu ihren Lebenssituationen nach der Pandemie vor.

Uni Tübingen: KIM - Bestandsaufnahme zum Katastrophenmanagement und der Inklusion von Menschen mit Behinderungen

Im Auftrag der „Aktion Deutschland hilft“ führt das Internationale Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen eine Studie zur Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen im Katastrophenmanagement in Deutschland durch. Ziel der Studie ist es, durch die Schaffung einer besseren Datenbasis einen Beitrag zur Umsetzung von Artikel 11 der Behindertenrechtskonvention zu leisten und Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung von Maßnahmen zur Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen im Katastrophenmanagement zu identifizieren.

Publikationen

Schmieade/Küster/Stiehler: „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit Studierender“

Im Rahmen der Schriftenreihe der Psychosozialen Beratungsstelle (PSB) des Studentenwerks Dresden wurden Ergebnisse einer empirischen Untersuchung aufbereitet, die sich ausführlich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit Studierender befasst. Grundlage der Untersuchung sind 1550 Beratungsanfragen von Studierenden, die sich 2018/19 und 2020/21 mit konkreten Anliegen an die PSB Dresden gewendet haben. Entwicklungen werden durch Vergleiche der Jahre 2018/19 und 2020/21 sichtbar gemacht. Auch diese Daten belegen: fehlende Kontakte und Einsamkeit belasten die Studierende besonders stark, Dauer und Intensität depressiver Verstimmungen nehmen zu. Beobachtet werden Verschiebungen: statt studienbezogener Ängste mehr allgemeine Ängste, statt Prüfungsstress mehr allgegenwärtiger Stress, statt situationsbezogene Konfliktsituationen andauernde Konflikte.

Prof. Dr. Sigrid Arnade: „Von Krüppeln, Kämpfen und einer Konvention
– die Geschichte der ISL e.V.“

Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e.V. – ISL – hat als beeinträchtigungsübergreifend arbeitende Selbstvertretungsorganisation behinderter Menschen viele Gesetzesinitiativen der vergangenen Jahrzehnte angestoßen und/oder mitgestaltet, wie die Grundgesetzergänzung von 1994, Gleichstellungsgesetze auf Bundes- und Länderebene, das Bundesteilhabegesetz (BTHG) und die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Ihre Impulse haben u.a. auch dazu beigetragen, dass Hochschulen sich mit den Themen Inklusion und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen/chronischen Erkrankungen auseinandersetzen (müssen). Mit Blick auf neue Herausforderungen durch die Digitalisierung und durch andere tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen kann eine Rückbesinnung auf zurückliegende Entwicklungen für Inspiration und Stärkung einer neuen Generation von Engagierten sorgen.

Michael Engel (BliZ/THM): Leitfaden „MS Word ohne Maus bedienen – Praxisbeispiel einer Hausarbeit“

Hilfestellungen zur Bedienung der MS Office-Programme sind meist nicht barrierefrei. Die meisten Orientierungshilfen zur Barrierefreiheit richten sich an nicht eingeschränkte Anwender*innen, die für Menschen mit Beeinträchtigungen arbeiten. Der vorliegende Leitfaden will die Lücke schließen und richtet sich an Menschen, die die Maus nicht bedienen können. Er gibt einen nutzerfreundlichen Einstieg in MS Word und die wichtigsten Features des Programms. Die Publikation steht für die private Nutzung kostenfrei zur Verfügung.

Aus den Medien

Arte Reportage: „Hummeln im Hirn“ - ADHS bei Erwachsenen

In der Arte-Dokumentation berichten mehrere Erwachsene mit ADHS darüber, wie ihre Beeinträchtigung enge Beziehungen, Alltag und Arbeit beeinflussen und wie ihre (oft sehr späten) Diagnosen ihr Leben verändert haben. Dabei geht es auch um die Bedeutung der Betroffenenvernetzung und um die unterschiedliche Erlebniswelt von Frauen und Männern. Die Dokumentation kann helfen, Vorurteile abzubauen und für die Belange von Menschen mit ADHS zu sensibilisieren – auch und gerade wichtig, wenn es um Herausforderungen in Ausbildung und Studium geht.

Termine

One: Jugendbotschafter*innen gesucht – Bewerbungsschluss: 31.12.2023

Die Unterstützer*innen von ONE setzen sich nach eigenen Angaben weltweit für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten bis 2030 ein. Die Organisation bietet jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die Chance, in einem einjährigen Jugendbotschafter*innen-Programm diese Arbeit zu unterstützen und dabei zu lernen, wie man Lobby-, Kampagnen- und Medienarbeit nutzen kann, um soziale Anliegen zu befördern. One hat den Anspruch, das Botschafter*innen-Programm divers zu besetzen. Bewerbungen von jungen Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten sind ausdrücklich erwünscht. Die ehrenamtliche Tätigkeit ist barrierefrei möglich – so die Macher*innen von One. Bewerbungsschluss: 31.12.2023

RUB I: Online-Vortrag „Barrierefreie digitale Prüfungen“ – für Lehrende

Digitale Prüfungen stellen die Prüfer*innen vor Herausforderungen, da die damit verbundenen möglichen Barrieren aus eigener Anschauung nicht leicht zu erkennen sind. In seinem Vortrag gibt Professor Gerhard Weber, Leiter der AG Services und Behinderung an der TU Dresden und forschender Informatiker zum Thema digitale Barrierefreiheit, einen Überblick zur Gestaltung verschiedener Formen von digitalen Prüfungen. Dabei werden die Belange von Studierenden mit sensorischen, körperlichen oder psychischen Einschränkungen in den Blick genommen. Hilfreiche Unterstützungsangebote und angemessene Gestaltungsmöglichkeiten für den Nachteilsausgleich werden vorgestellt.

Termin: 15. Januar 2024, 11.00 – 12.00 Uhr
Ort: online via ZOOM
Anmeldung: [email protected]
Zielgruppe: primär Lehrende der Ruhr-Uni Bochum (RUB); Lehrende anderer Hochschulen willkommen
Veranstalter: Kontaktstelle barrierefreie Prüfungen der RUB

RUB II: Online-Vortrag „Menschen mit Autismus – Was ist hilfreich im Studium? Bedürfnisse, Erfahrungen und Hilfen“ – für Lehrende

Menschen mit Autismus werden durch eine bessere Diagnostik auch im universitären Alltag immer stärker präsent. Autismus-spezifische Verhaltensweisen können aber im Alltag leicht zu Missverständnissen führen. Die Referentin Dr. Christine Preißmann, Ärztin und Autistin, skizziert Herausforderungen, aber auch Potenziale und Ressourcen von Menschen mit Autismus. Außerdem benennt sie passende Maßnahmen und Unterstützungen, die den Studienerfolg sichern helfen können.

Termin: 31. Januar 2024, 18.00 – 19.30 Uhr
Ort: online via ZOOM
Anmeldung: [email protected]
Zielgruppe: primär Lehrende der Ruhr-Uni Bochum (RUB); Lehrende anderer Hochschulen willkommen
Veranstalter: Kontaktstelle barrierefreie Prüfungen der RUB

NA DAAD: Arbeitstagung zur Weiterentwicklung von Erasmus+: „Mobilität chancengerecht – Gemeinsam Hürden überwinden und Barrieren abbauen“ Bewerbungsschluss: 15.01.2024

Die Nationale Agentur (NA) für Erasmus+ Hochschulzusammenarbeit im Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) will gemeinsam mit Studierenden und Hochschulmitarbeitenden Mobilitätshürden diskutieren und Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger entwickeln. Dafür sollen im Rahmen einer zweitägigen Fachveranstaltung folgende Fragen erörtert werden: „Welche Hürden erschweren Planung und Durchführung von Auslandsaufenthalten? Wie können diese überwunden und dauerhaft abgebaut werden? Welche Unterstützungsangebote und Inklusionsmaßnahmen seitens welcher Akteure müssen dafür ausgebaut/eingeführt werden? Wie kann eine nachhaltige Umsetzung und Wirkung von Inklusionsmaßnahmen erreicht werden?“

Neben Impulsen und Inputs der Teilnehmenden im Plenum und in interaktiven Formaten sollen in themenspezifischen Workshops Handlungsempfehlungen zur chancengerechteren Umsetzung des Erasmus+ Programms entwickelt werden. Dafür soll ein möglichst vielfältiger Kreis von Teilnehmenden zusammengebracht werden. Die Veranstalter*innen begrüßen Tandembewerbungen und Mehrfachbewerbungen unterschiedlicher Akteure einer Hochschule oder Organisationen ebenso wie Einzelbewerbungen. Ganz besonders hoch ist das Interesse an Bewerbungen von Studierenden und Mitarbeitenden unterschiedlicher Bereiche an Hochschulen, beispielsweise Studierendenvertretungen, Büros für Gender/LGBTIQ+, Familienbüros, Beratungs- und Koordinierungsstellen für die Belange von Studierenden mit Behinderungen/chronischen Krankheiten oder Stabsstellen für Diversität. Einzige Voraussetzung ist Erfahrung mit oder Kenntnis über Mobilitätshürden im Rahmen von Auslandsaufenthalten im Hochschulbereich.

Termin: 20. – 22. März 2024
Ort: Präsenzveranstaltung in Bonn, Gustav-Stresemann-Institut
Bewerbungsschluss: 15. Januar 2024
Zielgruppe: s.o., insbesondere Studierende, die Erfahrungen mit Mobilitätshürden haben, und Berater*innen/Beauftragte/ Hochschulmitarbeitende, die Kenntnis über studentische Mobilitätshürden haben
Kosten: für Reise, Unterbringung und Verpflegung werden übernommen
Veranstalter: NA DAAD

Hochschulforum Digitalisierung + Stiftung Innovation in der Hochschullehre: University:Future Festival 2024 – „Tales of Tomorrow“: Call for Participation

Die Überzeugung der Veranstalter ist: Mit digitalen Tools und kluger Didaktik kann Hochschulbildung besser gestaltet werden. Das University:Future Festival will Orientierung, Vernetzung und Inspiration zum Thema Digitalisierung in Studium und Lehre bieten – „offen für alle“. Auf dem University:Future Festival 2024 soll die Zukunft akademischer Bildung auf unterschiedlichen Ebenen adressiert werden, im Rahmen von Talks, Workshops, Diskussionen, Mikrofortbildungen und anderen Formaten. „Etablierte Zukunftsnarrative sollen hinterfragt, Visionen entwickelt werden.“ Dafür ist das Festival auf die Einreichungen der „community“ angewiesen. Barrierefreiheit und die Sicherung diskriminierungsfreier Zugänglichkeit sollten in dem Zusammenhang noch immer ein relevantes Thema sein.

Stellen, Praktika, Karriereprogramme

Carlo-Schmid-Programm für Praktika in internationalen Organisationen und EU-Institutionen – Info-Veranstaltungen für Interessierte aus unterrepräsentierten Gruppen am 19.12.2023 und 9.1.2024

Das Carlo-Schmid-Programm will herausragende Studierende und Graduierte im Rahmen eines Praktikums mit den Problemstellungen und Arbeitsweisen im internationalen Verwaltungsbereich vertraut machen und zur Erweiterung ihrer interkulturellen Kompetenz beitragen. Alumni des CSP-Netzwerkes des Carlo-Schmid Programms engagieren sich seit mehreren Jahren dafür, die Teilhabechancen für Interessierte aus unterrepräsentierten Gruppen zu verbessern – dazu gehören auch Studierende mit Behinderungen/chronischen Erkrankungen. Neben mehreren Infoveranstaltungen wird Interessierten ein Eins-zu-Eins Mentoring zur Unterstützung und Begleitung angeboten. Für Programmlinie B kann man sich vom 4. Dezember 2023 bis 6. Februar 2024 und für Programmlinie A vom 9. Februar bis 4. April 2024 bewerben.

Myability Talent-Programm: Anmeldungen von Studierenden und Akademiker*innen mit Behinderungen/chronischen Krankheiten für 2024 möglich

Das myAbility Talent® Programm hat das Ziel, die Karriere von Studierenden, Akademiker*innen und beruflich Qualifizierten mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen zu unterstützen. Teilnehmende Unternehmen haben die Chance, Bewerber*innen mit Potential kennenzulernen, die sie über übliche Kanäle vermutlich nicht treffen würden. Das Programm erstreckt sich über max. ein halbes Jahr. Die Teilnehmer*innen erhalten digitale Coachings, Workshops und Selbstpräsentations-Trainings. In Kurz-Interviews können sie ca. Mitte März Vertreter*innen der teilnehmenden Firmen und Organisationen von sich überzeugen und ihre Bewerbungs-Kenntnisse üben. Die Programme „Wien“, „Germany“ und „Schweiz“ haben unterschiedliche Anmeldefristen und Starttermine.