Berlin, 14. Juni 2023. Aus Anlass der heutigen Anhörung im Wissenschaftsausschuss des Landes Baden-Württemberg zu den Studiengebühren für internationale Studierende erklärt Matthias Anbuhl, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerks: 

„Studiengebühren sind der falsche Weg zu einer auskömmlichen Hochschulfinanzierung. Das ist die Verantwortung des Staates, nicht die der Studierenden – ob sie nun aus Deutschland kommen, einem EU-Land oder von außerhalb der EU.

Für Bund und Länder ist die Internationalisierung der Hochschulen ein erklärtes politisches Ziel, Deutschland ist als einziges nicht-englischsprachiges Land aktuell auf Platz vier der beliebtesten Gastländer.

Und dennoch: Für internationale Studierende, vor allem aus Nicht-EU-Staaten, ist die Finanzierung von Studium und Leben in Deutschland eine große Herausforderung. Dies bestätigt sich in unserem täglichen Kontakt, sei es bei der – zum Teil verzweifelten – Suche nach einem bezahlbaren Zimmer oder in der Beratung, bei der die Studienfinanzierung oft im Focus steht. Internationale Studierende machten ein Drittel der Bezugnehmenden der Überbrückungshilfe während der Pandemie aus, dabei betrug ihr Anteil an der Studierendenzahl nur rund elf Prozent. Wir gehen davon aus, dass diese Studierendengruppe zu dem Drittel der Studierenden gehört, deren finanzielle Situation prekär zu nennen ist. Zudem steigen die Mietausgaben weiter, der psychische Druck auf Studierende insgesamt nimmt spürbar zu.

Internationale Studierende sind jung, mehrsprachig, gebildet, motiviert und damit die ideale Zuwanderergruppe für unser durch den Fachkräftemangel belastetes Land. Wir sollten sie für den Studienstandort Deutschland gewinnen und nicht abschrecken. Dass die Einführung der Studiengebühren in Baden-Württemberg zum Wintersemester 2017/2018 genau diesen abschreckenden Effekt hatte, lässt sich durch die Zahlen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg belegen.

Baden-Württemberg sollte auf Studiengebühren für alle Studierendengruppen verzichten und stattdessen Studierende gezielt durch den Ausbau von Beratungs- und Serviceangeboten sowie durch eine adäquate Ko-Finanzierung des Programms ‚Junges Wohnen‘ unterstützen.“