08.04.2024

HRK-Präsident Walter Rosenthal: „Die extreme Rechte setzt die Hochschulen unter Druck“

Politischer Gastbeitrag von Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), im neuen DSW-Journal 1/2024 des Deutschen Studierendenwerks (DSW); Rosenthal: „Doppelzüngiges Spiel“ von Rechtsextremismus und Rechtspopulismus gegenüber dem deutschen Hochschulsystem; Strategie der extremen Rechten: Vermeintlich zu viel politische Einflussnahme auf die Wissenschaft beklagen, gleichzeitig missliebige Wissenschaftler*innen und Forschungsgebiete attackieren

/fileadmin

Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in Deutschland setzen die Demokratie, aber auch die deutschen Hochschulen unter Druck. Prof. Dr. Walter Rosenthal, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), beschreibt im neuen DSW-Journal 1/2024 des Deutschen Studierendenwerks (DSW) die Strategie der extremen Rechten als „doppelzüngiges Spiel“: Während ein vermeintlich politisch motivierter Einfluss auf die Wissenschaft zurückgedrängt werden soll, werden missliebige Wissenschaftler*innen oder ganze Forschungsansätze diffamiert und attackiert.

Rosenthal schreibt: „Dies zeigt sich längst nicht nur bei der Forschung zu Gender, zum Klimawandel oder politischem Extremismus. Unverhohlen werden Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit gefordert und angekündigt. In der Folge einer zunehmen aggressiven Rhetorik und Agitation werden auch wissenschaftliche Institutionen und einzelne Forscher:innen bedroht oder zum Ziel von Hassrede und diffamierenden Kampagnen.“ All dies, so Rosenthal, gefährde die „Grundlagen des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystems.“

Bei ihrem Ziel, den missliebigen „Mainstream“ der pluralen Demokratie durch eine illiberale Gesellschaftsordnung zu ersetzen, betrachtete der Rechtspopulismus insbesondere das Bildungs- und Wissenschaftsystem „als Bereich mit nachhaltiger Hebelwirkung“, analysiert Rosenthal.  „Über Schulen und Hochschulen wird der prägende Durchgriff auf künftige Funktions- und Mandatsträger:innen in Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Politik und Kultur erhofft und angestrebt, um Ideen und Werte gemäß der eigenen nationalistischen, rassistischen und autoritären Ideologie in die Gesellschaft und ihre Institutionen zu tragen und in ihnen zu verankern.“

Rosenthals Analyse im DSW-Journal 1/2024 mündet in dem Appell, „jedes einzelne Mitglied unserer Hochschulen“ müsse für die Grundwerte unserer Demokratie einstehen, gerade auch für die Wissenschaftsfreiheit.

Der Beitrag „Doppelzüngiges Spiel“ von Walter Rosenthal auf den Seiten 44/45 des DSW-Journals 1-2024:

https://www.studierendenwerke.de/beitrag/und-nun-herr-praesident

Weitere Themen im DSW-Journal 1-2024:

  • „Vom Reagieren wieder zum Gestalten kommen“: Interview mit dem DAAD-Präsidenten Joybrato Mukherjee über die Rolle des DAAD in einer Welt von Kriegen und Krisen
  • Überrumpelt: Zwei Drittel der Studierenden nutzen ChatGPT, Regeln dafür gibt es noch keine. Christian Füller beobachtet, wie KI auf Humboldt trifft
  • Wiebke Esdar: Porträt der SPD-Haushälterin, an der in der Wissenschafts- und Forschungspolitik niemand vorbeikommt
  • „Willst Du mit mir gehen?“: Warum die Psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerks OstNiedersachsen ein Spaziergangs-Gruppenangebot aus Lockdown-Zeiten weiterführt
  • Bergisch und modern: Das Hochschul-Sozialwerk Wuppertal wird 50 Jahre alt
  • „Man muss Wissenschaftskommunikation auch auf TikTok betreiben“: Wolfgang Wick, der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, antwortet auf 13 Fragen
  • Guten Appetit auf Ukrainisch: Wie das Studierendenwerk Marburg in der Mensa mit „Heimat auf dem Teller“ die kulinarischen Wurzeln seiner Beschäftigten sichtbar macht
  • „Wir sind der DSW-Verbandsrat“: Was die 14 Menschen unseres Aufsichtsgremiums bewegt
  • Medizin-Professorin aus Leipzig trifft Musik-Studenten aus Nürnberg: DSW-Präsidentin Beate Schücking im Gespräch mit Jakob Sehrig aus dem Verwaltungsrat des Studierendenwerks Erlangen-Nürnberg